In den meisten Preislisten von Hochzeitsfotografen findet man einen Posten zum Thema Bildbearbeitung oder Optimierung. Was hat es damit genau auf sich und was bekommt man für sein Geld?

Das Team von Kamera mit Herz verrät uns in seinem Gastbeitrag, was sich hinter dem ominösen Posten für Bildbearbeitung nach dem Hochzeits-Fotoshooting verbirgt und wie wir zu den wunderschönen Erinnerungsbildern kommen, die später Kühlschranktüren, Bilderrahmen und Fotoalben zieren. 
Vorher-Nachher-Bilder zeigen uns dabei ganz eindrucksvoll, dass sich die Arbeit der Fotografen wirklich auszahlt.

Eindrucksvolle Stundenzahl - nur für ein paar Filter?

Oft werben wir Hochzeitsfotografen nicht nur mit einem Angebot für die Bildoptimierung, sondern auch mit der dazugehörigen Stundenzahl, die wir dafür benötigen.
Aber was genau steckt in Zeiten, in denen Instagram die ganzen Hipsterfilter kostenlos bereit hält, dahinter? Womit verbringt der Fotograf die unzähligen Bearbeitungsstunden am Computer?

Erstmal ist es wichtig zu verstehen, dass professionelle Kameras im RAW-Format aufnehmen können und wir uns das auch zu Nutze machen. Dieses Format gibt uns die Möglichkeit, nachträglich sehr viel mehr am Bild zu verändern, als das bei üblichen Bildformaten, wie beispielsweise bei Handykameras, möglich ist.
Wir können das Bild damit nachträglich bis zu einem gewissen Grad beinah verlustfrei heller und dunkler machen, die Lichtfarbe ändern und vieles mehr. Die Kamera versucht das natürlich bei der Aufnahme automatisch zu regeln, liegt aber je nach Lichtsituation nicht immer richtig. Hier gibt es mal ein Beispiel bei dem der Weißabgleich (die Lichtfarbe) durch den Wald eher kühl und grünstichig war und wir das nachträglich geändert haben:

Ein Schieberegler für jeden Wunsch

Da man bei einer Hochzeitsreportage oftmals sehr schnell reagieren muss, ist es wichtig, nachträglich Anpassungen vornehmen zu können. Das Licht verändert sich mit Sonne, Wolken und Schatten oft sehr stark und dann freuen wir uns riesig über die Vielzahl an Schiebereglern!
Beim folgenden Bild hat die Kamera etwas zu dunkel aufgenommen. Der Moment wäre aber weg gewesen, wenn wir ewig an den Einstellungen gefummelt hätten. Wenn wir dann aber unsere Bearbeitungstechnik anwenden, wird alles wieder wunderschön: 

Mit Bearbeitung den Blick des Betrachters lenken

Hier erkennt man gut, dass wir das Bild nicht nur heller gezogen haben, sondern direkt unseren individuellen Stil der Bearbeitung angewendet haben. Den Möglichkeiten sind beinahe keine Grenzen gesetzt: Man kann jeden einzelnen Farbton verändern, Bilder partiell aufhellen und beispielsweise Hochzeitskleidern oder Hochzeitsanzügen wieder Struktur “zurückgeben”. Kontraste können verstärkt oder abgeschwächt werden. Bei diesem Bild haben wir Bereiche des Fotos abgedunkelt und Unschärfe verwendet, um den Blick auf das Brautpaar zu lenken:

Schwarz/Weiß für mehr Emotionen

Auch Schwarz/Weiß-Umsetzungen lassen wir die Kamera nicht automatisch machen, sondern nutzen die selben Tools, mit denen wir den Bildern unseren individuellen Stil verpassen!
Dabei können verschiedene Bereiche verstärkt bzw. abgeschwächt werden. Schwarz/Weiß-Fotos vertragen viel mehr Struktur und Kontraste und transportieren, wenn man sie gewählt einsetzt, mehr Emotionen als ein Farbfoto. Deshalb bearbeiten wir auch immer einige Bilder in Schwarz/Weiß.

Farben so leuchtend wie unsere Erinnerungen

Wenn die Fotos aus der Kamera kommen, wirken die Farben oftmals eher flau und gerade bei direkter Sonneneinstrahlung ist immer etwas mehr Bearbeitung nötig. Alle Farbtöne erstrahlen nach der Optimierung satter und leuchtender. Vor allem mit den Grüntönen kann man sehr gut “spielen”. Wir achten dabei allerdings darauf, dass die Farben nicht verfälscht werden, sondern natürlich bleiben.

Fotografenlieblingswetter - sowas gibt es tatsächlich

Aufnahmen bei bedecktem Himmel bedürfen meistens am wenigsten Arbeit, was die Wiederherstellung von Farben, Höhen und Tiefen angeht. Der Himmel wirkt wie ein riesengroßer Reflektor und sorgt für natürliche, differenzierte Farben und Kontraste. Absolutes Fotografenlieblingswetter bei einer Reportage! Hier geht es dann gezielter darum, den eigenen Stil auf das Bild anzuwenden. Das Bild wirkt nochmal kontrastreicher und knackiger:

Fotobearbeitung als persönlicher Fingerabdruck des Fotografen

Jeder Fotograf entwickelt im Laufe der Jahre seinen eigenen Stil. Wichtig ist es natürlich erstmal schön Bilder zu machen, Emotionen einzufangen und mit der Kamera da zu sein, wenn die Momente passieren. Die Bildbearbeitung ist allerdings ein unheimlich wichtiger Bestandteil des eigenen Stils und trägt entscheidend dazu bei, die Bilder unverwechselbar zu machen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten Fotos den eignen Stempel aufzudrücken. Unterbewusst erkennt man die Bilder eines Fotografen eben nicht nur anhand der Bildkomposition, sondern auch anhand der Farben und Kontraste – eben der unverwechselbaren Art Fotos zu bearbeiten. Hier noch ein letztes Beispiel:

Eine Investition, die sich lohnt

Wenn man nun bedenkt, dass wir zunächst mehrere tausend Fotos aussortieren und dann jedes einzelne individuell bearbeiten, bekommt man einen groben Eindruck davon, was wir Fotografen nachträglich noch an Zeit investieren, um das Ergebnis so perfekt wie möglich zu machen!

Wir hoffen, dass dieser Artikel euch einen kleinen Einblick in die Arbeit von Fotografen geben konnte.