Ein Interview über die Hochzeitswelt vor Instagram & Co., über den Spagat zwischen Mama- und Selbstständig-Sein, freie Trauungen und noch ein paar andere (private) Details...

Wenn sich zwei Frauen auf einen Kaffee treffen, den Weihnachtsstress um sich herum einfach mal ausblenden und anfangen über die Hochzeitswelt zu sprechen, dann kann man sich auch schonmal verquatschen ;-) So ist es Claudia und mir im Dezember ergangen. Herausgekommen ist dieses Interview, in dem wir eine ganze Menge von Claudia erfahren haben, die mit ihrer Agentur Facts & Feelings nicht nur als Hochzeitsplanerin, sondern auch als freie Traurednerin tätig ist. Nicht nur, wie sie selbst in die Hochzeitsbranche gekommen ist, sondern auch, wie eigentlich ihre eigene Hochzeit war, wie sie es schafft, Selbstständigkeit und Mama Sein unter einen Hut zu bringen und wie das so ist, als Hochzeitsplanerin und Traurednerin zu arbeiten...viel Spaß dabei!

Liebe Claudia, starten wir doch mal mit 3 Fakten über dich...

Ich liebe meine erste Tasse Kaffee am Morgen. Der Duft von aufgebrühten Kaffee ist morgens für mich der beste Start in den Tag!

Als ich noch klein war, bin ich jeden Tag geritten, meine Eltern haben Pferde gezüchtet. Heute schaue ich nur noch meinem Patenkind beim Reiten zu.

Wenn ich im Lotto gewinne, was ich leider aber nicht wirklich spiele, würde ich gerne ein B&B in Schottland eröffnen. Die Ruhe und die Landschaft, das Grün der Insel haben es mir sooooo angetan, dass ich gerne auf der Insel leben und arbeiten würde.

Welcher Weg hat dich in die Hochzeitswelt geführt?

Ich sage nur „Ferien auf dem Bauernhof“…. Meine Tante hatte mit ihrer Familie an der Ostseeküste einen Bauernhof, der zu Ferienwohnungen umgebaut wurde. Wir sind als Kinder oft in den Ferien hoch und haben auch immer fleißig geholfen, z.B. Abende für die Feriengäste zu organisieren. Ich denke, meiner Tante Christa habe ich es zu verdanken, dass ich heute die bin, die ich bin. Sie hat mir den Weg in die Welt der Gastlichkeit gezeigt. Und mit den Erfahrungen als Hotelfachfrau habe ich mich dann auf die Hochzeitswelt spezialisiert.

Seit Jahren bist du schon als Hochzeitsplanerin mit der Agentur Facts & Feelings tätig und nun im dritten Jahr als Traurednerin. Wie kamst du dazu, auch als freie Rednerin tätig zu sein?

Bei den Gesprächen mit den Brautpaaren habe ich immer wieder von den Kennlerngeschichten der Paare und ihren Heiratsanträgen gehört. Irgendwann wurde ich gefragt, ob ich nicht ihre freie Trauung durchführen könne, da wir uns wirklich gut verstanden haben. Wenn ich auf mein Herz gehört hätte, dann hätte ich sie getraut, ABER mir war es wichtig, mich mit der freien Trauung mehr auseinander zu setzen, und habe erstmal eine Ausbildung als Traurednerin gemacht. Und dabei ist der Funke rüber gesprungen, so dass ich nun Hochzeitsplanung und Traureden anbiete.

Bietet du auch beide Leistungen parallel an, sprich, du übernimmst die freie Trauung bei einer Hochzeit, die du selbst geplant hast?

Geplant war entweder Planung oder freie Trauung. Aber wenn dann das Brautpaar, wofür du eigentlich die Trauung durchführst, fragt, ob ich sie nicht bei der weiteren Planung des Tages unterstützen bzw. am Tage selber auch bleiben kann, kann ich einfach nicht Nein sagen :-). Je nachdem, wie groß die Hochzeitsgesellschaft ist, kann ich auf eine freie Mitarbeiterin zurückgreifen, die mir während der Trauung dann den Rücken freihält.

Du hast einen Sohn - wie bringst du Selbstständigkeit und Mama Sein unter einen Hut?

Unser Sohn ist inzwischen 14 Jahre alt und relativ selbstständig. Wir wohnen recht zentral, so dass ich ihn nicht zu seinen Sportaktivitäten fahren muss. Und da er Pizza liebt, muss ich mir keine Sorgen machen, dass er abends hungrig ins Bett fällt, solange zumindest eine Pizza im Kühlfach ist und der Ofen funktioniert ;-)

Termine am Abend und Hochzeiten am Wochenende – bleibt denn da genug Zeit für die Familie?

Meinen Mann habe ich auf der Hotelfachschule kennengelernt und er arbeitet auch weiterhin im Hotelwesen. Daher kennen wir Beide die verschiedenen Arbeitszeiten und sind es gewohnt, am Abend oder auch mal am Wochenende ohne den anderen auszukommen. In den Sommerferien blocken wir uns drei Wochen Urlaub, egal ob Hochzeits-Hochsaison ist oder nicht. Da genießen wir die gemeinsame Zeit zusammen. Die Zeit mit Kind verfliegt so schnell, und schwups ist er außer Haus, so das mir die gemeinsame Zeit auch wichtig ist.

Deine eigene Hochzeit liegt schon einige Jahre zurück – 1999 war es genau. Wie hast du denn selbst damals geheiratet?

Wir haben damals kirchlich geheiratet. Da hat noch keiner an eine freie Trauung gedacht. Nach der Trauung gab es bei uns im Garten einen Sektempfang mit Kaffee und Kuchen, und abends haben wir in auf einer Burg im Nachbarort gefeiert und bis in die frühen Morgenstunden getanzt. 

1999 – von Pinterest, Instagram & Co. war weit und breit noch nichts zu sehen. Wie ging man an die Planung einer Hochzeit ran?

Unkonventionell. Mein Brautkleid habe ich damals auf einer Hochzeitsmesse gefunden. Das war gar nicht geplant, aber eine Freundin hatte noch eine Karte für die Messe über. Wir sind zusammen hin und da war es Liebe auf dem ersten Blick!
Die Heimatkirche wurde damals einfach angefragt, Blumen und Dekoration wurde mit dem Blumengeschäft vor Ort abgesprochen. Da waren wir ziemlich entspannt. Außer bei der Musik, die war uns sehr wichtig. Durch unser Arbeiten im Hotel hatten wir gute Kontakte zu Musikern. Beim Empfang hatten wir Livegesang und abends einen DJ.

Die Hochzeitswelt von 1999 und 2017 haben vermutlich nicht mehr ganz so viel gemeinsam. Wie beurteilst du die Entwicklung?

Hochzeiten sind in den letzten Jahren immer komplexer geworden. Durch die ganzen Social-Media-Kanäle gibt es immer ein MEHR und oftmals verlieren sich die Paare dabei selber. Schnell ist man nicht mehr mit dem zufrieden, was man ursprünglich überlegt hat, vergleicht sich mit anderen. Ich versuche dann die Paare daran zu erinnern, dass es IHRE Hochzeit ist. Sie sollen sich in ihrer Feier wiederfinden und nach ihren Vorstellungen feiern.

Und wo wir schon mit Fakten gestartet sind, hören wir doch auch mit Fakten auf ;-)...

Einzug: Braut mit Vater oder mit Bräutigam?

Da bin ich altmodisch. Der Einzug mit dem Vater ist einmalig.

Musik: Live oder vom Band?

Bei der freien Trauung ist Live Musik Gänsehaut pur.

Ort: Schloss oder Strand?

Dieses Jahr habe ich eine feie Trauung am Strand, und die Gäste sollen barfuß kommen…. inkl. Traurednerin… das ist mal was ganz anderes, ich freue mich total darauf!

Brautkleid: Boho oder Prinzessin?

Das sagt einem das Gefühl, wenn man das richtige Kleid anhat! Und das kommt von ganz alleine - da kann man vorher noch so genaue Vorstellungen von seinem Kleid gehabt haben...

Gäste: Alle, die man kennt und lieb hat oder nur der engste Kreis?

Aus dem Herzen heraus sage ich, alle die man kennt und lieb hat. Die Hochzeitsplaner-Gedanken nach Budget und anderen Faktoren habe ich jetzt mal ausgeblendet ;-)
 

Liebe Claudia, das war ein sehr schöner und kurzweiliger Vormittag mit dir. Ich schlage vor, wir setzen unser Interview auf jeden Fall irgendwann fort - ich glaub, da gibts noch viel mehr, über das wir quatschen und schreiben können...