Im Interview mit DJ Ingo Fieting von Musik4you wollen wir heute mal mit ein paar verbreiteten Mythen rund um das Thema "Hochzeits-DJ" aufräumen.

Ingo meistert nicht nur gekonnt den Spagat zwischen Clubbing-, Event- und Hochzeits-Auftritten, sondern ist außerdem noch "Resident-DJ" in der beliebten Kölner Hochzeitslocation Kornscheune und dem QStall. Warum ihn genau dieser Mix zum "Perfect Match" für die musikalische Begleitung eurer Hochzeitsfeier macht und wie kostspielig ein guter DJ sein darf, verrät uns der hauptberufliche DJ heute im Blog.

Ingo, welche der beiden folgenden Aussagen ist aus deiner Sicht richtig: "Ein Club-DJ ist ein schlechter Hochzeits-DJ" oder "Ein guter Hochzeits-DJ muss auch mal Club-DJ gewesen sein"?

Keine davon trifft aus meiner Sicht zu 100% zu. Warum? Es gibt gute DJ's, die sowohl in Clubs auflegen oder aufgelegt haben und trotzdem permanent auf jeder Hochzeit abliefern, als auch gute Hochzeits-DJ's, die noch nie vor öffentlichem Publikum gespielt haben. Eine Prise Club- oder Eventerfahrung bei einem DJ schadet jedoch keiner Hochzeitsparty, da man in der Regel davon ausgehen kann, dass er sein DJ-Handwerk versteht.

Wie ist da deine Erfahrung mit Brautpaaren? Ist ihnen eine Club-Tätigkeit wichtig? Fragen sie aktiv danach?

Gezielt sprechen mich eher weniger Brautpaare auf eine Club-Tätigkeit an, was vielleicht daran liegt, dass ich dies bereits auf meiner Homepage erwähne. Es kommt jedoch häufig vor, dass mich Brautpaare fragen, ob sie mich irgendwo live hören können. Ich verweise dann auf meine Online-Mixtapes oder – zumindest vor Corona – auf Termine, an denen ich öffentlich auflege. 

Was ich jedoch merke, ist, dass sich der Anspruch vieler Brautpaare in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Die meisten sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, waren bzw. sind gerne in Clubs feiern gewesen und legen bei ihrer Hochzeit großen Wert auf den musikalischen Part. Oft liegt sogar der Fokus auf der Party, bei der man mit den Freunden genauso abfeiern möchte wie in seinem Lieblingsclub. Genau diese Paare achten schon eher darauf, ob der DJ etwas Club- und Eventerfahrung mitbringt.

Wo kann man dich denn aktuell noch als Club-DJ antreffen? Legst du lieber in Clubs oder auf Hochzeiten auf?

Ich hatte in meiner Anfangszeit als DJ einen kurzen Ausritt in einem Studentenclub in Köln, habe aber gemerkt, dass mich die Arbeit als Club-DJ nicht zu 100% erfüllt. Recht schnell kam dann der Switch zu Hochzeiten und Firmenevents, da hier eine ganz andere Anforderung an den DJ gestellt wird und man nicht nur Diskjockey, sondern auch Dienstleister ist.  
Aktiv kann man mich jedoch noch im Heising & Adelmann in Köln "bemustern". Für mich sind diese Gast-Gigs sehr wichtig. Hier muss man als DJ abliefern – sowohl bei der Musikauswahl als auch bei den Mixing-Skills. Reißt man die Gäste nicht mit und kann nicht performen, ist man draußen.

Die Preisunterschiede im DJ-Segment sind teilweise enorm. Der eine DJ verlangt für eine Hochzeit 500 €, bei anderen reden wir da eher von rd. 2.000 €. Stimmt die Formel "günstiger DJ = schlechter DJ" bzw. "teurer DJ = guter DJ"?

Diese These wird bei vielen DJs in Netzwerken oder Foren teils sehr hitzig diskutiert und ist natürlich auch bei den Brautpaaren immer wieder ein Thema. Eine pauschale Antwort darauf kann ich dir tatsächlich nicht geben. Ich glaube, die wichtigere Frage ist: Was ist dem Brautpaar der passende DJ wert?

Denn so unterschiedlich die Brautpaare sind, so unterschiedlich sind auch die DJ's. Ich vergleiche das gerne mit des Deutschen liebsten Spielzeug: Ein Golf kommt am Ende des Tages auch ans Ziel, wer aber auf der Rennstrecke gerne ein paar zusätzliche PS haben möchte, der schaut sich vielleicht nach anderen, meist teureren Autos um. Trotzdem ist ein Golf nicht schlecht, da er für viele genau das passende Vehikel ist.

Wenn ein DJ die versprochene Leistung erfüllt und alle nach der Party glücklich sind, spielt es kaum eine Rolle, ob er nun 500€ oder 2000€ gekostet hat.

DJ Ingo Fieting über Preisunterschiede im DJ-Segment

ABER, und jetzt kommen zwei wesentliche Punkte, die den Unterschied ausmachen: Ein DJ, der als Hobby oder nebenberuflich auf einer Feier auflegt, hat in der Regel einen ganz anderen Aufwand und Kostenfaktor als ein Berufs-DJ.

Der Zeitaufwand für eine individuelle und intensive Vorbereitung auf die jeweilige Hochzeit, der tägliche DJ-Workflow, wie zum Beispiel die Musikrecherche, Verwaltungs- und Vermarktungsaktivitäten, Weiterbildungen, das Üben und Verfeinern von Mixtechniken, aber auch die betrieblichen Kosten für Versicherungen und DJ-Equipment, sind bei den DJs unterschiedlich hoch. Der wesentliche Faktor hiervon ist jedoch die Zeit. Wenn ich den Aufwand bei der eigentlichen Hochzeitsparty mit einrechne, liege ich und auch viele meiner DJ-Kollegen bei deutlich über 20 Stunden für nur eine Hochzeit. Ein Zeitbedarf, der vielen nebenberuflichen- oder Hobby-DJ's meist nicht zur Verfügung steht und somit dann auch nicht mit in die Gage einkalkuliert wird. Wenn also der DJ mit einer Gage von über 2000€  und mehr pro Hochzeit trotzdem gut gebucht ist, dann ist die Gage zum einen sauber kalkuliert und/oder er hat eine Besonderheit, mit der er sich von anderen DJ's abhebt. Das kann zum Beispiel eine größere Erfahrung, ein besonderes Image, ein gutes Gesamtkonzept, eine engere Bindung an das Brautpaar oder eine höhere Empfehlungsquote sein. Und genau diese Besonderheit ist der zweite wesentliche Unterschied zu den deutlich preiswerteren DJ's.



Woran kann ich denn – unabhängig vom Preis – erkennen, ob der DJ ein guter DJ ist?

Mein Tipp: Definiert vorab, welchen Stellenwert die Musik und die Party auf eurer Hochzeit haben und überlegt, welche Eigenschaften ein DJ in euren Augen zwingend haben muss. Sofern ihr noch keine Erfahrung mit DJ's gesammelt habt, hört euch im Bekanntenkreis nach Empfehlungen um, vielleicht hat auch die Location oder ein bereits gebuchter Hochzeitsdienstleister einen heißen Tipp. Checkt die DJ-Profile auf den Homepages oder auf den Social-Media-Plattformen und schaut euch die Bewertungen an. Um einen besseren Eindruck zu erhalten, wie ich auflege, habe ich zum Beispiel auf meiner Webseite mehrere Live-Mixe veröffentlicht. Einige Hochzeits-DJ's sind ebenfalls auf Mixcloud oder Soundcloud gelistet und haben dort ihre Sets hochgeladen.

Habt ihr eure DJ-Favoriten gefunden, ruft sie am besten direkt an. Jeder gute DJ nimmt sich gerne die Zeit, um euch sowohl im Erst- als auch im Folgegespräch all eure Fragen ausführlich zu beantworten. Lasst euch sein Musik-Konzept erklären und vergleicht die jeweiligen Konzepte miteinander. Trefft erst nach allen Gesprächen eine Kopf-, Bauch- und Herzensentscheidung.

Ein guter DJ passt zu euch und euren Gästen, kennt seine eigenen Stärken wie seine Grenzen – und kommuniziert diese offen.

Der DJ sollte zum Brautpaar passen. Muss denn auch das Brautpaar zum DJ passen oder sollte man sich als professioneller DJ auf alle Brautpaare einstellen können?

Natürlich muss man als DJ eine gewisse Flexibilität mitbringen und sich auf die Wünsche und Vorstellungen der Paare einlassen. Verbiegen sollte man sich jedoch nicht, sowohl musikalisch als auch menschlich. Das gilt für das Brautpaar und den DJ. Wenn ich beispielsweise auf einer Rocker- oder Alternativ-Hochzeit auflegen würde, wäre ich vielleicht einer der schlechtesten DJ's und nach spätestens zwei Stunden würden sich die ersten Panikperlen auf meiner Stirn bilden.

Ich würde so eine Hochzeit aber gar nicht erst annehmen. Wenn ich bei meinen persönlichen Vorgesprächen mit den Paaren merke, dass der Funke bei mir nicht übergesprungen ist, dann muss man auch mal Nein sagen können, selbst wenn das Brautpaar mich buchen möchte.

Dann unterstellen wir jetzt mal, bei dir und einem Brautpaar handelt es sich um das "Perfect Match". Dann steht aber ja noch die Frage im Raum, in welchem Preissegment du selbst angesiedelt bist…

Ich bin nicht der teuerste, aber auch nicht der günstigste DJ. Tendenziell würde ich mich als hauptberuflicher DJ eher im oberen Preissegment einordnen.