Um als Hochzeitsfotograf aus der Masse herauszustechen, muss man sich schon was einfallen lassen...

Vielleicht hatte Johannes Morsbach da genau die richtige Idee: Er nutzt unter anderem Schwarz-Weiß-Bilder, um auf seinen Hochzeitsfotos das Wesentliche, nämlich die Emotionen und klitzekleinen Glücksmomente, hervorzuheben. Und mit seinen Fotos beweist er, dass Bilder ohne Farbe keineswegs weniger fröhlich, spannend oder vorzeigbar sind. Seit Jahren ist Johannes in ganz Deutschland unterwegs und begleitet Hochzeiten in Form ganztägiger Reportagen. Im Interview hat er uns erzählt, dass er eher zufällig seine Leidenschaft für die Hochzeitsfotografie entdeckt hat, was seinen außergewöhnlichen Stil auszeichnet und wieso er auf Hochzeiten am liebsten beobachtet, anstatt die Hochzeitsgesellschaft herumzudirigieren. 

Johannes, seit wann fotografierst du Hochzeiten und wie bist du überhaupt dazu gekommen?

Ich habe meine erste Hochzeit im Frühling 2015 fotografiert, nachdem eine damalige Kollegin meiner Frau kurz vor ihrer Hochzeit noch verzweifelt auf der Suche nach einem Fotografen war. Ich habe ihr angeboten, die kirchliche Trauung zu fotografieren, obwohl ich in diesem Bereich der Fotografie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich Erfahrung gesammelt hatte.
Zu meinem großen Glück hat sie das Angebot trotzdem dankend angenommen, denn seitdem habe ich die Hochzeitsfotografie so sehr lieben gelernt, dass ich sie kurz darauf zu meinem Hauptberuf gemacht habe.

Wann hast du denn deine erste eigene Kamera in den Händen gehalten?

Als ich 14 oder 15 war habe ich mir meine erste eigene Digitalkamera gekauft. Erst Jahre später während meines Studiums habe ich mich dann mehr mit dem technischen Aspekt auseinandergesetzt und mehr über Komposition, Bildbearbeitung etc. gelernt.

Wie beschreibst du deinen Bild-Stil?

Ich fotografiere nach dem Prinzip, dass die schönsten Bilder entstehen wenn man nicht merkt, dass man fotografiert wird. Deshalb sind alle meine Bilder in keinster Weise inszeniert oder irgendwie gestellt. Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich auf jeder Hochzeit so unauffällig wie möglich verhalte, keine Momente oder Konversationen unterbreche und mich wie ein weiterer Gast integriere. Ich möchte nicht, dass sich das Brautpaar und deren Gäste anders verhalten, weil sie merken, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist. 

Ein natürliches Lachen, eine Berührung, der erste Kuss während der Trauung oder Freudentränen sind meiner Meinung nach viel mehr wert als ein „Kamera-Lächeln“ oder ein Moment der nur entsteht, weil ein Fotograf ihn inszeniert hat. Das Brautpaar und deren Gäste sollten ihren lang geplanten Hochzeitstag komplett ungestört genießen können.

Etwa die Hälfte meiner Arbeit ist in Schwarz-Weiß. Der zeitlose Charakter von Schwarzweiß-Bildern hat mich schon immer fasziniert und harmoniert hervorragend mit Hochzeitsfotos, da Emotionen dadurch noch stärker zum Ausdruck kommen. 
Natürlich ist Farbe ein wichtiger Aspekt jeder Hochzeit, wie die Dekoration, Kleidung, der Brautstrauß oder die Ansteckblume, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Wenn es in einem Bild aber hauptsächlich um einen Gesichtsausdruck, eine Emotion oder eine Berührung geht, bevorzuge ich in der Regel Schwarz-Weiß, um den Blick auf das Wesentliche zu lenken.

Hat sich dein Stil in den letzten Jahren verändert oder würdest du sagen, dass du ihm immer treu geblieben bist?

Ich habe eigentlich von der ersten Hochzeit an dieser Einstellung festgehalten. Da ich ein großer Fan der Dokumentarfotografie und Streetphotography bin, haben mich einzigartige Bilder, die auf natürliche Weise entstanden sind und eine Geschichte erzählen, besonders angesprochen.
Auf Hochzeiten gibt es so viel zu beobachten, so viele schöne Momente zwischen Menschen, die miteinander verbunden sind. Ich liebe es, nach diesen Augenblicken Ausschau zu halten und im richtigen Moment den Auslöser zu drücken, anstatt irgendwen herumzukommandieren.

Was macht für dich den Reiz der Hochzeitsfotografie aus?

Das schönste an Hochzeiten ist, dass alle um einen herum glücklich sind. Einen besseren Arbeitsplatz kann ich mir fast nicht vorstellen. Es passiert unglaublich viel während einer ganztägigen Reportage. Von der Aufregung beim Getting-Ready, dem ersten Aufeinandertreffen des Brautpaares, bis hin zum Eröffnungstanz gibt es so viele großartige Momente, die sich nicht wiederholen lassen und ich sehe es deshalb als Privileg, an diesem wichtigen Tag dabei sein zu dürfen.

Gibt es Momente auf Hochzeiten, auf die du dich immer ganz besonders freust?

Ich liebe den Trubel auf Hochzeiten, aber wenn ich einen Teil des Tages wählen müsste, würde ich wahrscheinlich den Sektempfang nehmen. Alle Gäste gratulieren dem glücklichen Brautpaar, was zu wunderschönen, emotionalen Bildern führt. Die Braut kann in Ruhe ihre Familie und Freunde begrüßen, es wird angestoßen, viel gelacht und sich ausgelassen unterhalten. Das ist die perfekte Umgebung für mich, um natürliche Momente und Interaktionen einzufangen.

Bei Dienstleistern aus der Hochzeitsbranche immer besonders spannend… Bist du selbst verheiratet? Und wenn ja, wie hast du geheiratet?

Ja :-)
Ich bin seit zehn Jahren mit meiner Frau zusammen und wir haben vor drei Jahren geheiratet. Eine freie Trauung am See mit den engsten Freunden und der Familie und extrem viel Regen während der Zeremonie. Aber das hat uns nicht wirklich gestört ;-)

Wir danken Johannes Morsbach für die Antworten und freuen uns, bald noch mehr - sowohl in Farbe als auch Schwarz-Weiß - von ihm zu sehen!