Im heutigen Gastbeitrag teilt Traurednerin Maureen Wyse drei ihrer kuriosesten "Wyseheiten" mit uns. Bei den unzähligen freien Trauungen, die sie bereits begleitet hat, konnte sie schon einige skurrile Phänomene beobachten...

Hi, ich bin Maureen Wyse, die singende Rednerin von Liebeszeremonie – Freie Reden mit Gesang. Ich schneidere Hochzeitspaaren freie Trauungen auf den Leib und singe auch gerne dabei. In meinen Vorgesprächen gebe ich meinen Paaren immer meine brandheißesten Praxistipps – auch "Wyseheiten" genannt – für die Organisation ihrer Trauung. Heute teile ich mit euch die 3 verrücktesten Phänomene, die ich schon oft beobachten konnte und vor denen ich meine Paare immer warne.

1. Das Sitzplatz-Debakel

Wahrscheinlich verbringt ihr Stunden damit, ausgeklügelte Sitzordnungen für euer Hochzeitsdinner zu erstellen. Die wenigsten Paare kümmern sich aber darum, wer während der Trauung in den ersten beiden Reihen sitzen soll. Wenn ich meine Paare danach frage, sagen sie, dass das doch logisch sei und sich von selbst regle. Wenn ich mir dann aber jedes Mal das unsichere Gewurschtel am Trau-Tag ansehe...

Es geht mir nicht darum, auf welcher Seite welche Familie sitzt oder "was sich gehört". Auch spreche ich nur von den ersten beiden Reihen links und rechts vom Gang. Fragt euch Folgendes:

  • Wen möchtet ihr nahe bei euch haben?
  • Von wem glaubt ihr, dass er oder sie euch die beste Energie gibt?
  • Für wen wäre es wichtig vorne zu sitzen?
  • Gibt es Menschen, die Rollatoren, Krücken oder Kinderwägen dabei haben? Diese sollten z. B. nicht am Mittelgang sitzen, da niemand darüber stolpern sollte.

Bitte fertigt für die erste, maximal zweite Reihe von vorne Platzkärtchen an.

Warum? Weil ich andernfalls immer wieder folgendes Phänomen beobachte: Die für das Paar wichtigsten Menschen nehmen hintere Plätze ein und lassen anderen vor lauter Höflichkeit den Vortritt. Meine Vermutung ist, dass diese Menschen entweder schüchtern oder so lieb sind, dass sie sich selbst immer hinten anstellen. Oder sie folgen ihrem ersten Impuls nach dem Motto "die Coolen sitzen immer hinten"... keine Ahnung. Ich habe dieses Phänomen so oft beobachtet, dass ich darüber schreiben muss!

Mit Platzkarten vermeidet ihr Verwirrung, Verzögerungen und Konflikte. Bittet auch eure Helferlein darauf zu achten und die in den hinteren Reihen verlorengegangene Oma wieder zu ihrem rechtmäßigen Platz zu geleiten. Der Rest kann sich tatsächlich selbst organisieren und man muss sich nicht rechtfertigen, warum wer wo sitzt…

2. Der vergessene Brautstrauß

Inzwischen ist fast eine Wissenschaft daraus geworden, den richtigen Brautstrauß für sich zu gestalten. Umso überraschter bin ich, dass dieser bei der Trauung oft vor lauter Aufregung vergessen wird.

Mein Tipp: Überlegt euch im Vorfeld, ob es euch wichtig ist, dass der Brautstrauß während der Trauung mit von der Partie ist. Meiner Meinung nach ist es nicht ratsam, den Strauß während der ganzen Zeremonie zu halten – das könnte auf Dauer etwas anstrengend werden. Außerdem braucht ihr eure Hände fürs Händchenhalten und Tränentrocknen ;-)

Überlegt euch, wann der Strauß auf euren Fotos zu sehen sein soll: Beim Einzug? Während der Trauzeremonie? Beim Auszug? Erarbeitet eine "Brautstrauß-Logistik", damit später alles reibungslos klappt. Oft beobachte ich, dass es an diesen Stellen holpert, weil der Strauß während der Zeremonie kein richtiges Zuhause hat. Da traditionelle Trautische bei freien Trauungen zunehmend ausgedient haben, sollte man eine ästhetische Ersatzlösung dafür finden. Vielleicht ein kleines Beistelltischchen mit einer Vase?

Doch bei dieser Lösung ist Vorsicht geboten! Gefühlt 95 % der Bräute vergessen dann, für den Auszug den Brautstrauß wieder aus der Vase zu holen, da sie dann natürlich nur noch Augen für ihren frisch angetrauten Gatten haben – wer braucht da noch einen Brautstrauß...

Die einfachste Lösung ist es, den Strauß gleich bei der "Brautübergabe" an den oder die Führende(n) oder an einen eurer Trauzeugen weiterzureichen. Diese Person kann ihn dir dann auch wieder bei eurem Auszug in die Hand drücken.

Also, nochmal zusammengefasst: Überlegt euch…

  • wie wichtig euer Brautstrauß für euch ist
  • wann er mit von der Partie sein soll
  • und auf welchen Fotos er zusehen sein soll

Und wenn ihr ihn dennoch vergessen solltet? Who cares! Es ist euer Tag und das Wichtigste ist, dass ihr vor eurer Familie und Freunden "Ja" zu der Liebe eures Lebens sagt.

3. Das Taschentuch-Dramageddon

Das ist wirklich das verrückteste Phänomen, das ich immer wieder auf freien Trauungen beobachte. Da geben sich die Paare so viel Mühe mit ihren Deko-Konzepten, engagieren Hochzeitsplaner und Deko-Experten, die alles durchstylen. Und dann machen ihnen eine üsselige blaue Plastikverpackung und Berge von zerknüllten Papiertaschentüchern einen Strich durch die Rechnung...

"Aber Maureen, wir haben doch extra diese schicken kleinen Freudentränen-Taschentücher besorgt!" – Ja, das habt ihr. Und dann habt ihr genau eins davon auf den Stuhl der Braut gelegt… Ja, ich weiß, dass das süß aussieht – aber glaubt ihr, dass EIN Taschentuch auch nur annähernd ausreichen würde?

Wenn dem Paar dann die Taschentücher ausgehen, stürzt hilfsbereit wie MacGyver der Trauzeuge auf die Braut zu: Strahlend reicht er ihr seine blaue Tempo-Taschentücher-Packung. Und dann nimmt das Taschentuch-Dramageddon seinen Lauf. Denn die Braut hält sich nun krampfhaft an dieser blauen Plastikverpackung fest, während sie ein Taschentuch nach dem anderen verbraucht. Doch wohin mit den Rotzfahnen? Ein Berg dieser zerknüllten Scheußlichkeiten sammelt sich um die Braut herum und danach sieht es aus wie auf einem Schlachtfeld...

Wie konnte das nur geschehen? Auf den Fotos muss der fluchende Fotograf dann auch noch diese nervige blaue Verpackung wegphotoshoppen, da die Bilder der gerührten Braut natürlich unverzichtbar sind.

Ich wette, ihr habt noch nie über eure Taschentuch-Logistik nachgedacht, oder? Was könnt ihr also tun?

Mein Tipp: Vergesst Papiertaschentücher! Besorgt euch stilvolle Stofftaschentücher – vielleicht sogar mit eurem Monogramm und dem Hochzeitsdatum drauf –, die die Person mit den meisten Jackentaschen verstaut. Bei Bedarf benutzt ihr sie dezent, faltet sie wieder zusammen und verstaut sie dort, wo sie hergekommen sind. Alternativ könnt ihr über eine Art Versteck für eure benutzten Papiertaschentücher nachdenken. Hierfür würde sich ein Kommunionsbeutel, der an der Stuhllehne baumelt, oder eine stilvolle Vase eignen. Problem gelöst und damit auch noch der Nachhaltigkeit gefrönt! Perfekt!

Die Fotografen werden es euch danken. ;-)