Gibt es ein Rezept für eine glückliche Ehe? Worauf kommt es an, wenn man langfristig glücklich zusammen sein will? Ein Gastbeitrag der Freien Theologin Lalinea Müller

Heute begeben wir uns mal auf eher ungewohntes Terrain. Wir beschäftigen uns damit, wie Liebe und Ehe (langfristig) funktionieren. Eigentlich seltsam, dass wir von "ungewohntem Terrain" sprechen, geht es in unserem Blog doch eigentlich Woche für Woche um die Liebe, dem schönsten und wichtigsten Grund zum Heiraten. Nur beleuchten wir bisher immer nur die Zeit vor der Hochzeit und die Hochzeitsfeier selbst. Dabei wissen wir doch eigentlich alle, dass die "Arbeit" danach oft erst richtig anfängt ;-)

Umso begeisterter waren wir, als uns die Freie Theologin Lalinea Müller für unseren Blog einen Beitrag zum Thema "Erfolgsrezept für gelingende Liebe" vorschlug. Wie schafft man es, eine langfristig glückliche Ehe zu führen? Gibt es bestimmte Erfolgsfaktoren? Ein Gastbeitrag von Lalinea Müller, die auch Paarberatungen anbietet.

Als Theologin habe ich im Laufe meines Lebens viele Paare kennen gelernt, Paare, die heiraten wollten, Paare, die verheiratet waren und Paare, die dann wieder unterschiedliche Wege gegangen sind.

Und immer wieder habe ich mir die Frage gestellt: „Was ist das Rezept für eine glückliche Ehe?“
Früher war es ja eher so, dass sich die Frau dem „Oberhaupt der Familie“ unterordnete. Heute, wenn zwei Partner auf Augenhöhe heiraten, kann es nicht darum gehen, dass der eine den „unteren“ Weg geht, immer „ja“ sagt oder „wie du meinst“, damit das Eheleben harmonisch verläuft.

Auf der Suche nach dem Rezept für gelingende Liebe kam ich zunächst zum Stichwort „Freiraum“ – sich Raum und Zeit für eigene Dinge lassen und dem anderen geben. Eigene Interessen beibehalten, nicht alles gemeinsam machen von A bis Z, vom Aufstehen bis zum Zubettgehen.

Ein anderes Zauberwort ist für mich Kommunikation: Mit dem anderen reden, sich austauschen, miteinander über Wünsche und Erwarten sprechen.
Nicht erwarten, dass der anderen mir von den Augen abliest, was ich meine oder möchte. Dinge, die stören, ansprechen. 

Das jedoch, was aus meiner Sicht an erster Stelle steht für das Gelingen von Liebe und Ehe ist: 
den anderen zu akzeptieren und anzunehmen, so wie er ist.

„Na klar, das machen wir ja“, sagt dann so manches Paar. Und ich merke im Gespräch und daran, wie sie miteinander umgehen, dass das gar nicht so einfach ist.
„Nun stell dich mal nicht so an.“ „Du kannst mir auch mal einen Gefallen tun.“ „Wenn du mich liebst, dann ....“ und und und. 

Den anderen nicht verändern wollen. „Den muss ich mir noch erziehen“, sagte eine Braut bei einem Vorgespräch zu einer Trauung. „O je“, dachte ich.
Damit meine ich nicht, auf die umherliegenden Socken hinzuweisen oder den anderen zu bitten, den Toilettendeckel herunter zu klappen. Das sind Dinge, die zur „Hausordnung“ in einer Beziehung gehören. Jeder soll sich im gemeinsamen Zuhause ja wohl fühlen.

Was ich meine, betrifft die Mentalität des anderen. Der eine ist ruhiger, der andere temperamentvoller. Der eine braucht mehr Zeit für sich, der andere will ständig etwas unternehmen.

Und – wenn wir ehrlich sind:
Genau in diesen Menschen haben wir uns ja auch verliebt. Weil er so ist wie er ist. Warum will ich ihn jetzt ändern? Weiß ich, was das beste für den anderen oder die Beziehung ist? Bin ich der Maßstab, nach dem sich ein anderer ausrichten soll?

Es kann ja auch sein, dass mir der andere – nach langen Jahren der „Erziehung“ (er kommt jetzt auch mit auf jede Party) – nicht mehr so interessant erscheint. „Du hast dich verändert“, ist dann so manches Mal der Kommentar. „Früher warst du mein Ruhepol. Du bist ja gar nicht mehr der Mensch, in den ich mich verliebt habe.“ Oder: „Ich dachte, du wärst anders, als die anderen“. 

Dasselbe gilt aus meiner Sicht für das Thema: Sich für den anderen ändern. Das ist so manches Mal der Anfang vom Ende.
Wenn ich etwas an mir selbst ändern möchte, z.B., dass ich ständig unpünktlich bin, prima. Dann betrifft es mein Verhalten. Tue ich etwas jedoch mit der Absicht: Ich verändere mich jetzt für den anderen, weil ich denke, es gefällt ihm, dann weckt das neue Erwartungen. Wer kennt den Gedanken nicht: wenn ich etwas für dich tue, erwarte ich, dass du auch etwas für mich tust. Und schon sind wir wieder mitten drin im Spiel: „Mensch, verändere dich.“

Zusammenfassend ist meine Erfahrung: die Paare, die sich „in Ruhe lassen“, sind und bleiben glücklich miteinander. Das heißt nicht, dass immer alles glatt läuft. Dafür sind wir Menschen und bei Menschen menschelt es halt gelegentlich. 
Mit Humor und Akzeptanz, mit dem Wissen, der andere tickt manchmal eben etwas anders als ich, finden die Paare einen Weg, ihren Weg.

Vielleicht probieren Sie es mal aus. 
Und genießen dann in ihrer Beziehung und Partnerschaft die Ergänzung, erfahren den anderen als eigenständige wunderbare Bereicherung des eigenes Lebens.

Ich wünsche Ihnen viel Freude miteinander.
Ihre Lalinea Müller