Wir haben uns mit der Videografin Sandra getroffen – ein Gespräch über den Druck auf Brautpaaren, Fluch oder Segen von Social Media, über „Katalog“-Hochzeiten und Wettrüsten und worauf es in einem guten Hochzeitsfilm eigentlich ankommt.

In der letzten Woche haben wir uns mit der Videografin Sandra von Frau Skroblies und Freunde getroffen. Ein Interview für unseren Blog wollten wir mit ihr führen – das war klar. Aber so richtig wussten wir zu Beginn beide noch nicht, wo die Reise hingehen sollte ;-) Zwei Stunden später hatten wir eine Menge gequatscht – darüber, was Sandra in ihren Filmen besonders wichtig ist, über den Druck, der auf vielen Brautpaaren während der Hochzeitsplanung liegt, über Fluch oder Segen von Social Media, über „Katalog“-Hochzeiten und Wettrüsten und was Individualität eigentlich bedeutet…ein Gespräch, was ihr euch nicht entgehen lassen solltet ;-)

Und natürlich wollen wir euch auch die Hochzeitsfilme von Sandra und ihrem Team nicht vorenthalten und haben euch das Video der Winterhochzeit von Nadine & Jan mitgebracht. Weiter unten erzählt uns Sandra auch noch ein bisschen was über diese Hochzeit.

Sandra, seit 2014 bietest du die Begleitung von Hochzeiten und die Erstellung von hochwertigen Hochzeitsfilmen an. Wie kam es dazu?

In meinem Mediendesign-Studium wurde auch das Fach „Film“ angeboten. Im Urlaub habe ich dann mit meiner ersten eigenen Kamera angefangen ein bisschen zu filmen und habe schnell festgestellt, dass es mir Spaß macht, mit bewegten Bildern eine Geschichte zu erzählen. Zur gleichen Zeit habe ich mich immer öfter gefragt, wo ich beruflich eigentlich hin will, ich wollte etwas Sinnvolles tun, einen emotionalen Mehrwert schaffen. Mein Job als Webdesignerin allein hat mir das nicht geboten.

Und dann kam eins zum anderen. Ich erzählte meiner Schwester davon, die wiederum ihrem besten Freund, der kurz vor seiner Hochzeit stand und auf einmal fand ich mich mit meiner Kamera auf eben dieser Hochzeit wieder. So hat alles angefangen. Irgendwie hat sich dann alles ziemlich schnell verselbstständigt…Mittlerweile sind noch ein paar Freunde von mir bei ‚Frau Skroblies und Freunde‘ mit eingestiegen, ich arbeite nur noch 3 Tage die Woche als Webdesignerin in einer Agentur und verbringe die andere Zeit mit meiner Leidenschaft – Hochzeiten, Brautpaaren und eben Filmen.

Hat sich aus deiner Sicht die Art, wie Paare ihre Hochzeiten feiern, verändert?

Ja, schon. Der deutsche Hochzeitsmarkt orientiert sich immer mehr am amerikanischen Markt. Es geht immer weiter weg von Familienfeiern, hin zu durchgestylten Events.

Und ist das für dich eine positive Entwicklung?

Ja und Nein. Auf der einen Seite ist es für mich als Filmemacherin natürlich schön, wenn alles durchgestylt ist. Auf der anderen Seite schreien immer alle nach Individualität. Aber was ist bitte noch individuell daran, wenn auf einmal alle im Boho-Style heiraten, obwohl sie ansonsten mit diesem Lebensstil vorher noch nie in Berührung gekommen sind? Ich habe zudem immer mehr das Gefühl, dass viele Gäste auf Hochzeiten diese in ihren einzelnen Bestandteilen immer mehr bewerten. Das sorgt für einen enormen Druck beim Brautpaar, und meistens speziell bei der Braut, dass ihre Hochzeit einem Pinterest-Board zu entsprechen hat. Und das finde ich alles andere als eine positive Entwicklung.

Kann man noch von Individualität sprechen, wenn plötzlich alle im Boho-Stil heiraten?

Sandra Skroblies

Und wie siehst du die Entwicklung in Bezug auf Hochzeitsfilme?

Auch hier habe ich bei vielen Videografen mittlerweile das Gefühl, dass es gar nicht mehr darum geht, eine Erinnerung für das Brautpaar zu schaffen, sondern einem Branchen-Trend hinterher zu eifern – es wird also nicht mehr für das Brautpaar gefilmt, sondern für die Filmbranche. Da wird geguckt, was die eigenen Vorbilder gut finden und das dann entsprechend umgesetzt. Damit drücken viele der Hochzeit einen Stil auf, der aber vielleicht gar nicht zur Hochzeit passt. Das finde ich sehr schade.

Was macht für dich denn einen guten Hochzeitsfilm aus?

Mir ist es wichtig, dass der Film zur Hochzeit passt und eine wirkliche Erinnerung an den Hochzeitstag darstellt. Das bedeutet, dass der Film wiederspiegeln soll, was am Tag alles passiert ist und die Stimmung, das Licht und die Bilder an den Tag erinnern. Manche Filme werden so künstlerisch überarbeitet, dass das Ergebnis mit dem Hochzeitstag selbst nicht mehr wirklich viel zu tun hat.

Ich frage meine Brautpaare vorab immer, was ihnen besonders wichtig ist. Wenn das z.B. der Moment des Ja-Wortes ist, die Oma etc., dann schneide ich genau diese Momente auch in den Film mit rein – unabhängig davon, ob genau diese Szene vielleicht nicht die allertollste aus filmischer Sicht ist. Aber für das Brautpaar haben diese Szenen einen hohen emotionalen Wert, also gehören sie auch in den Film rein. Auch bei O-Tönen passe ich mich flexibel an die Wünsche des Brautpaares an. Es gibt nun mal Paare, die möchten ihre eigenen Stimme nicht im Video haben, dann muss das bei mir auch nicht zwingend mit rein.

Der Hochzeitsfilm soll eine wirkliche Erinnerung an den Hochzeitstag sein - und nicht wie ein Werbefilm rüberkommen.

Sandra Skroblies



Auf welche Momente am Hochzeitstag freust du dich denn immer ganz besonders? Was sind Situationen, die du immer sehr gerne mit in deinen Filmen berücksichtigst?

Wenn es einen First Look gibt ;-) In dem Moment vergessen eigentlich alle Paare die Kamera und sind einfach nur für sich und genießen den Moment, bevor der „Trubel“ losgeht. Und auch die Glückwünsche der Gäste, wenn Mama und Papa ihre Kinder umarmen, sind immer besonders emotional.

Wir haben eben schonmal über den Druck gesprochen, der auf Brautpaaren häufig liegt. Da müssen wir „gezwungenermaßen“ auch über Social Media sprechen...Fluch oder Segen?

Für mich mehr Fluch als Segen. Wenn ich keine Hochzeiten filmen würde, hätte ich vermutlich schon alle meine Profile gelöscht. Ich bin dafür glaube ich viel zu wenig der Typ „Selbstdarsteller“ und es frisst einfach enorm viel Zeit. Ich mag diesen Druck nicht, wie oft man was posten soll, wie schnell man auf Kommentare zu reagieren hat etc. Dafür ist mir meine Zeit am Tag ohne mein Smartphone in der Hand einfach viel zu wertvoll. Daher habe ich für mich beschlossen, nur dann etwas zu posten, wenn ich Lust und etwas zu erzählen habe – ohne jeden Zwang.

Auf der anderen Seite, das darf ich auch nicht vergessen, ist es auch ein Segen. Denn ohne Social Media wäre ich sicherlich nicht da, wo ich jetzt bin. Mein Hochzeitsbusiness hat sich dadurch extrem schnell entwickelt, ich lerne schnell neue Leute kennen und man kann sich wunderbar vernetzen.

Dein Aufruf an alle zukünftigen Brautpaare:

Lasst euch wirklich nicht verrückt machen! Fragt euch immer wieder, ob ihr dieses oder jenes wirklich braucht oder ob ihr es nur haben wollt, weil es vielleicht die Freundin auch hatte oder das Pinterest-Board meint, dass es gut passen würde. Rennt nicht einfach stumpf irgendeinem Trend nach, sondern hinterfragt, ob ihr das wirklich seid. Und wenn ihr bisher mit Boho oder Vintage nichts am Hut hattet, warum muss dann eure Hochzeit in diesem Stil sein?

Bleibt authentisch und rennt nicht einfach nur einem Trend nach.

Sandra Skroblies

Die Hochzeiten und die Brautpaare, die ihr in irgendwelchen Zeitschriften seht – sie mögen besonders schön aussehen. Oft sind sie sogar extra für diese Zeitschrift inszeniert worden. Sie entsprechen aber sicherlich nicht dem realen Bild von Hochzeiten. Und genau das solltet ihr euch bewusst machen und nicht der Meinung sein, dass eure Hochzeit der aus dem Katalog entsprechen soll. Am Ende wollt ihr doch ne geile Party mit euren Freunden feiern – und dafür braucht es oftmals gar nicht so viel ;-)

Da können wir nur laut JAAA schreien und das zu 100% unterschreiben! Bleibt ihr selbst! Seid authentisch!

Liebe Sandra, das war ein sehr schöner Abend und ein toller Schnack mir dir ;-) Danke!
Erzählst du uns zum Abschluss noch etwas zur Hochzeit von Nadine & Jan, die wir hier zeigen?

Ja, natürlich. Nadine & Jan haben im Dezember 2017 im schönen Rittergut Orr geheiratet. Sie haben bei ihrer Hochzeitsplanung viele Punkte kritisch hinterfragt, das fand ich gut. Ihnen war eine Pub-Atmosphäre wichtig – so gab es z.B. keinen DJ, sondern einen Gitarristen mit Sänger. In ihrem Hochzeitsfilm wollten sie den Fokus auf ihre Trauung haben und es war ihnen wichtig, dass möglichst viele verschiedene Gäste zu sehen sind.