Wie läuft eine freie Trauzeremonie eigentlich ab? Welche Optionen hat man als Paar? Und wie gestaltet sich die Vorbereitung auf die freie Trauung?

Eine freie Trauung ist genauso persönlich und individuell wie die zwei Hauptpersonen, um die es dabei geht – so weit, so gut. Doch unter Umständen ist eure freie Trauung auch die erste freie Trauzeremonie, der ihr selber beiwohnt. Um all den Fragen und Unklarheiten rund um den Ablauf einer freien Trauung, die im Vorfeld einer Hochzeitsplanung aufkommen, entgegenzuwirken, stellt euch die freie Theologin Lalinea Müller im heutigen Gastbeitrag ein mögliches Programm für eure freie Trauung vor.

Fragen über Fragen: Leitfaden für eure freie Trauung

Weil ich von Paaren sehr oft danach gefragt werden, wie denn der Ablauf für die Freie Trauung aussieht, stelle ich heute einen möglichen Ablauf vor. Möglich deshalb, weil es immer entscheidend ist, was das Paar sich wünscht und weil ich den Ablauf beschreibe, wie er als Roter Faden den Trauungen zugrunde liegt, die ich durchführe.

So individuell und einmalig die Trauung ist, so braucht man doch zunächst einen Leitfaden, an dem man sich orientieren kann. Grundsätzlich ist es mir wichtig, dass die Trauung würdevoll und festlich ist, aber nicht steif. Emotional und persönlich, aber nicht aus dem Nähkästchen plaudernd. Wenn alle sich wohlfühlen und im Nachhinein sagen: "Was war das schön, Sie haben mit dazu beigetragen, dass unsere Trauung etwas ganz Besonderes war", dann freue ich mich.

Die freie Trauung – Ablauf

So, nun zum Ablauf. Die meisten Paare wünschen sich zu Anfang einen Einzug mit Musik. Oft wird die Braut von ihrem Vater hereingeführt, es kann aber auch sein, dass sie von Mutter oder Bruder, Tochter oder Sohn begleitet wird oder alleine hereinkommt.
Manche Paare ziehen auch gemeinsam ein. Da ist vieles möglich, je nach Wunsch des Brautpaars.

Sind Braut und Bräutigam beide vorne und haben Platz genommen, ist die Begrüßung an der Reihe.

Vor der Rede kann dann noch ein Text gelesen werden. Es gibt sehr schöne Gedichte, Texte oder Geschichten, die jeweils vom Brautpaar ausgesucht werden. Ich habe einen großen Ordner, aus dem die beiden die für sie passenden Lesungen auswählen. Ein Text, der gerne gewählt wird ist z.B. dieser:

Liebe heißt

Liebe heißt, Wärme auszustrahlen,
ohne einander zu ersticken.
Liebe heißt, Feuer zu sein,
ohne einander zu verbrennen.
Liebe heißt, einander nahe zu sein,
ohne einander zu besitzen.
Liebe heißt, viel voneinander zu halten,
ohne einander festzuhalten.
Liebe ist das große Abenteuer
des menschlichen Herzens.
Spüren Menschen das Herz eines Menschen,
dann kommen sie zum Leben.
Liebe ist der einzige Weg,
auf dem Menschen menschlicher werden.
Allein die Liebe ist das Haus,
in dem wir wohnen können.

(Phil Bosmans)

Dieser oder andere Texte können auch von einem Trauzeugen, einer Freundin oder einem Familienmitglied gelesen werden. Mir gefällt es sehr gut, wenn andere miteinbezogen sind, das macht die Feier bunt und persönlich.

Das Herzstück der Zeremonie: die Traurede

Ein Kernstück der Freien Trauung ist sicherlich die Traurede. Bei den vorbereitenden Gesprächen erfrage ich so manches zum Paar, zum Kennenlernen, wie jeder tickt und was ihm wichtig ist. All das fließt hinein in die Rede und nicht selten gibt es auch etwas zu schmunzeln. Im Anschluss daran passt gut Musik. Das kann Live-Musik, etwa Klavier mit Gesang, es kann instrumental sein, vielleicht ein Saxophon, Gitarre oder Klavier, es kann "aus der Konserve sein", je nach Geschmack und Budget.

Dann folgt der Trauungsteil, dazu kann noch einmal ein Text gelesen werden, der gut zum Brautpaar passt, z.B.

Von der Ehe

Ihr wurdet zusammen geboren
und ihr werdet auf immer zusammen sein.
Ihr werdet zusammen sein,
wenn die weissen Flügel des Todes eure Tage scheiden.
Ja, ihr werdet selbst im stummen Gedenken Gottes zusammen sein.
Aber lasst Raum zwischen euch.
Und lasst die Winde des Himmels zwischen euch tanzen.
Liebt einander, aber macht die Liebe nicht zur Fessel:
Lasst sie eher ein wogendes Meer zwischen den Ufern eurer Seelen sein.
Füllt einander den Becher, aber trinkt nicht aus einem Becher.
Gebt einander von eurem Brot, aber esst nicht vom selben Laib.
Singt und tanzt zusammen und seid fröhlich, aber lasst jeden von euch allein sein,
So wie die Saiten einer Laute allein sind und doch von derselben Musik erzittern.
Gebt eure Herzen, aber nicht in des anderern Obhut.
Denn nur die Hand des Lebens kann eure Herzen umfassen.
Und steht zusammen, doch nicht zu nah:
Denn die Säulen des Tempels stehen für sich,
Und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen.

(Khalil Gibran)

Traufragen, Trauversprechen, Ringwechsel – genau so, wie ihr es möchtet

Die Traufragen bzw. das Trauversprechen schließen sich an. Viele Paare finden es sehr romantisch, einander etwas zu sagen, so manches Mal hat das aber auch zu Magenschmerzen oder großer Nervosität geführt. Die andere Möglichkeit ist es, auf Fragen, die Sie vorher aussuchen, mit "Ja, ich will" zu antworten. Je nach Nervenkostüm ist das manchmal vorzuziehen.

Danach folgt der Ringwechsel. Ich sage etwas zum Symbol des Rings und sie stecken einander die Ringe an. Das feierliche Ritual der Trauung mit einem Segen schließt sich an, das vom gemeinsamen Kuss abgeschlossen und gekrönt wird. Damit die vor Rührung vergossenen Tränen getrocknet werden und alle ihre Fassung zurückgewinnen, kann an dieser Stelle noch einmal Musik erklingen. Das Paar und auch die Trauzeugen unterschreiben dabei eine vorbereitete Urkunde als Erinnerung an die Trauung.

Abschluss der Trauung und weitere Rituale

Wenn Familie, Freunde oder andere Gäste noch etwas vorbereitet haben, können nun Wünsche für das Brautpaar gelesen oder vorgetragen werden, in Gebet- oder Wunschform oder völlig individuell.

Den Abschluss bildet ein Wunsch von mir an das Brautpaar und alle Gäste und dann folgt der Auszug des Paares. Je nach Platz, Ort und Wetter geht es dann nach draußen, drinnen oder zum Sektempfang. Auch hierbei gibt es noch einmal Musik, die jetzt schwungvoll festlich den Übergang zur sich anschließenden Feier bildet.

Soweit der Ablauf, der natürlich noch angereichert werden kann durch Symbole, z.B. die Traukerze oder andere, die zur Lebens- bzw. Kennenlerngeschichte des Paares passen. Auch Aktionen können je nach Wunsch des Paares eingefügt werden, z.B. die Sandzeremonie oder andere schöne Beiträge, an denen die Gäste teilnehmen können.

Die freie Theologin Lalinea Müller

Der Ablauf der Trauung wird bei mir immer im ersten vorbereitenden Gespräch besprochen, er kann noch bis zur Trauung wachsen, sich verändern. Dabei besprechen wir auch, ob christliche Elemente Bestandteil der Trauung sein sollen, ob spirituelle Gedanken Teil sein können usw. Es soll schließlich bis ins kleinste Detail passen, zu Ihnen und zu Ihrem besonderen Tag. Ich freue mich, wenn ich dazu betragen kann, Ihren Hochzeitstag zu einem wunderbaren Tag zu machen, an den Sie gerne denken und den Sie in Ihrem Herzen bewahren.

Ihre
Lalinea Müller

Lalinea Müller, über 25 Jahre lang als Pfarrerin tätig, ist seit 2011 selbständig als Freie Theologin. Sie ist zudem Heilpraktikerin für Psychotherapie, Kommunikationswirtin und Spirituelle Lehrerin und wohnt am Rande von Bonn.