Was Hochzeitsfotograf Linh mit Gästen macht, die sich vor seiner Kamera wegdrehen und wie er es schafft, alle für ein Gruppenfoto zusammen zu bekommen? All das und noch viel mehr hat er uns im Speed-Interview verraten

Seit über xx Jahren ist Linh eine feste größe unter den Hochzeitsfotografen. Schon mehrmals durften wir euch Hochzeiten und After Wedding Shootings zeigen, die Linh fotografiert hat. Und auch viele Tipps hat er unseren Lesern schon gegeben, wie z.B. in diesem Beitrag zum Licht am Hochzeitstag. Nachdem Linh im Mai von einer 4monatigen Reise durch sein Heimatland Vietnam nach Deutschland zurückgekehrt ist, mussten wir ihn unbedingt zum Speed-Interview treffen. Und jetzt war es endlich soweit. Ihr wollt wissen, was Linh so macht, wenn er keine Hochzeiten fotografiert, wie er das Herz der Gäste auf einer Hochzeit gewinnt und was er unbedingt noch machen möchte, bevor es zu spät ist? Dann müsst ihr einfach nur weiterlesen und euch dabei diese tollen Fotos von Linh anschauen.

Besonders gerne mag ich an meinem Job als Fotograf...

dass ich Menschen glücklich machen kann, weil ich einmalige Erinnerungen für ihr ganzes Leben schaffe. Wenn ich das Glück in den Augen meiner Paare beim Betrachten der Bilder sehe, dann sind die vielen Stunden auf den Beinen und die unzähligen Stunden der Nachbereitung schnell vergessen. Zudem mag ich es sehr, dass ich meinen Beruf mit dem Reisen verbinden kann, denn Reisen ist meine größte Leidenschaft.

Meine weit entfernteste Hochzeit…

war vor 4 Jahren in Bangkok. Aber ich war für Hochzeiten auch schon in Schweden, Spanien, Italien, Holland, Österreich oder in der Schweiz.

Wenn ich keine Hochzeiten fotografiere…

bin ich als Dozent für Fotografie an einigen staatlichen und privaten Hochschulen tätig -  unter anderem seit sieben Jahren an der Uni Köln. Und das Schöne ist, dass ich auch hier die Arbeit mit dem Reisen verbinden kann: Denn jährlich über Ostern bin ich in einem winzigen Bergdorf in der Region Piemont in Italien und gebe dort zwei Wochen lang mein Wissen weiter.
Zudem bin ich auch als Mode- und Portraitfotograf tätig.

Seitdem ich als Fotograf arbeite…

nehme ich meine Umgebung viel aufmerksamer wahr, beobachte viel und habe Augen für die kleinen Details entwickelt. Ich bin offener und kommunikativer geworden und habe eine viel bessere Menschenkenntnis gewonnen. Dadurch kann ich sehr gut mit den unterschiedlichen Charaktereigenschaften meiner Brautpaare umgehen und ihnen die Angst und Unsicherheit vor der Kamera nehmen, die doch viele anfangs haben.

Bevor es zu spät ist…

möchte ich eine Weltreise machen. Mit einem Wohnwagen um die Welt tingeln. Meine Kamera ist natürlich dabei.

Bei Gästen, die sich jedes Mal wegdrehen, wenn sie mich mit meiner Kamera sehen…

gehe ich weg;-).
Spaß beiseite: Daran störe ich mich nicht, weil es solche Situationen eigentlich gar nicht gibt. Ich bewege mich so unaufmerksam und natürlich, dass mich die Gäste gar nicht merken oder mich oftmals für einen Freund des Brautpaares halten. Und das ist auch gut so, denn ich möchte natürliche Momente aus der Situation heraus festhalten. Ich lege sehr viel Wert auf Echtheit und Authentizität der Bilder.

Mein Geheim-Rezept, um alle Gäste für ein Gruppenfoto zusammen zu bekommen…

freundlich sein und die Gäste um ihre Unterstützung bitten: Sie müssen nur einmal kurz aufhören zu reden und in meine Kamera lächeln. Dann ist das Gruppenfoto schnell im Kasten. Im Gegenzug biete ich den Gästen meine Unterstützung an. Ich bin den ganzen Tag da und mache sehr gerne Fotos für sie. Das funktioniert immer wunderbar, denn ich gewinne mit meiner offenen Art und meinem Lachen schnell das Vertrauen der Gäste.

Mein längster Shooting-Marathon…

waren drei Hochzeiten innerhalb einer Woche. Am Mittwoch und Donnerstag standesamtliche Trauungen und freitags eine Hochzeitsreportage im Schlosshotel Bensberg. Anschließend bin ich dann für ein Kollektionsshooting des Brautmode-Labels noni für fünf Tage in Amsterdam unterwegs gewesen. Danach habe ich erstmal geschlafen, aber während dieser Tage war ich voll da.

Mein persönliches Hochzeits-Highlight in diesem Jahr…

war eine Mallorca-Hochzeit im Juni. Zwei wundervolle Männer haben sich das Ja-Wort gegeben und es hat einfach alles gepasst.

Ein Profi-Hochzeitsfotograf kostet…

für eine Ganztagesbegleitung ab ca. 2.500 € aufwärts. Das scheint auf den ersten Blick viel. Wenn man aber die gesamte Vorbereitung (Vorgespräche, Abstimmungen im Vorfeld), die vielen Stunden am Hochzeitstag selbst und die gesamte Nachbereitung (Auswahl und Bearbeitung der Bilder etc.) zusammenrechnet und dann noch das ganze Equipment, was mit vielen tausend Euro zu Buche schlägt, dazu nimmt, dann ist es nach Abzug von Ausgaben und Steuer gar nicht mehr viel bzw. ist es ein Preis, den man als hauptberuflich und professionell tätiger Fotograf nehmen muss, um davon leben zu können.

Einen professionellen Hochzeitsfotografen mit viel Erfahrung erkennt man daran…

dass man auf seiner Webseite eine Vielzahl von echten Hochzeiten findet und keine gestellten Shootings, bei denen der „Fotograf“ stundenlang Zeit hat, um das perfekte Bild zu inszenieren. Oder – noch schlimmer – dass gestellte Bilder aus einem Workshop als „echte Hochzeit“ verkauft werden. Auf einer echten Hochzeit muss ich im Bruchteil einer Sekunde reagieren und im richtigen Moment den Auslöser drücken – natürlich von genau der richtigen Position.

Noch so ein Punkt…ich habe schon Geschichten von Fotografen gehört, die während der Trauung hektisch in der Kirche um den Altar herumrennen, weil sie Angst haben, wichtige Momente zu verpassen. Ein erfahrener Fotograf bewegt sich ruhig und ist nicht gestresst, denn er weiß, wann er wo stehen muss.
Ein erfahrener Fotograf kann zudem seine Paare anleiten, ohne, dass es gestellt wirkt. Er weiß genau, was er machen muss, um bestimmte Situationen oder Gesichtsausdrücke beim Brautpaar hervorzurufen.

Die Hochzeitsbranche hat sich in den letzten 10 Jahren…

positiv und negativ verändert. Es ist schön zu sehen, wie viel Liebe zum Detail die Paare in die Planung und Gestaltung ihrer Hochzeit stecken und welchen Stellenwert dieser Tag für sie einnimmt.

Im Hinblick auf die Hochzeitsfotografen hat sich die Branche aber leider auch negativ entwickelt, denn hier ist häufig mehr Schein als Sein. Nur anhand der Bilder kann man als Paar oft nicht erkennen, ob man an einen guten, erfahrenen Fotografen geraten ist. Der Fotograf zeigt nur seine besten Bilder, die er vielleicht bei einem Workshop fotografiert hat, für den alles perfekt inszeniert war und bei dem keinerlei Zeitdruck herrscht.
Und auch durch teilweise viel zu niedrige Preise von nebenberuflich tätigen Neulingen verabschieden sich wirklich talentierte Fotografen aus der Hochzeitsbranche und sind nur noch für Unternehmen tätig. Das ist sehr schade.

Diesen Fehler sollte jedes Brautpaar tunlichst vermeiden…

nur auf die Bilder und den Preis des Fotografen zu achten und auf ein persönliches Kennenlernen zu verzichten. Denn dass die Chemie stimmt, ist eigentlich das A und O neben der Erfahrung des Fotografen. Man verbringt viele Stunden an einem der wichtigsten Tage des Paares zusammen – und wenn man Spaß zusammen hat, dann stimmt hinterher auch das Ergebnis.