Das Herzstück einer freien Trauung ist die Traurede. Aber wie sieht diese genau aus? Was wird über das Brautpaar alles erzählt? Und wie bereitet sich ein freier Redner auf die Treurede vor?

Wie kann ein dem Brautpaar meist fremder Redner so viele Details über die beiden Verliebten kennen und wie wird daraus eine ganz persönliche Traurede? Wir haben mit dem freien Redner Marco Jäger gesprochen und er hat uns einige seiner Tricks für die perfekte Traurede verraten.

Alle Fotos in diesem Beitrag stammen von Fotografin Dorina Köbele-Milaş. Und wer die gesamte Hochzeitsreportage anschauen will, der klickt hier.

Um eine freie Trauung im Detail vorzubereiten, treffen Sie sich vorab mit dem Brautpaar. Wann und wie oft finden die Treffen denn statt?

Erst einmal kommt es immer auf die Chemie zwischen dem Brautpaar und mir an. Damit wir herausfinden, ob diese passt, gibt es zuerst einmal ein unverbindliches Kennenlerngespräch direkt nach der Anfrage. Dazu komme ich gerne zum Brautpaar direkt nach Hause - oder, wenn das Brautpaar das erst einmal nicht möchte - geht auch ein Kaffee oder ein Restaurant. Sollte die Chemie stimmen, so komme ich ca. 2-3 Monate vor der Hochzeit noch einmal zum Brautpaar, um alles Wichtige zu erfahren.

Und was genau wird in den Vorgesprächen alles besprochen?

Im Kennenlerngespräch werden die allgemeinen Leistungen meinerseits und auch die ersten Wünsche des Brautpaares besprochen. Außerdem stelle ich mich dem Brautpaar bei dem ersten Treffen vor, damit jeder weiß, mit wem man es eigentlich zu tun hat. Ich werde dann ja auch viele persönliche Details der beiden und ihrer Geschichte erfahren - da ist das ja nur fair :-)
Die Dauer dieser Unterhaltung kann von 30 bis zu 90 Minuten variieren. Hierbei kommt es immer auf die Fragen und die Neugier des Brautpaares an ;-)

Beim zweiten Gespräch, dem Herzstück, wird die Planung der Hochzeit als organisatorischer Punkt besprochen. Hierzu gehört natürlich auch der „Plan B“ bei z.B. Regen, sollte man unter freiem Himmel heiraten wollen. Bei der Planung der Zeremonie, die auch besprochen wird, werden die Bräuche integriert, die das Brautpaar haben möchte. Aber auch die Musik darf nicht fehlen - ob nur ein Stück oder gleich mehrere. Hierbei bin ich sehr flexibel - wie bei den Bräuchen auch. In einer freien Trauung kann man auch wunderbar Traditionen aus verschiedenen Kulturen miteinander verbinden, was die Hochzeitszeremonie noch ein Stück individueller macht.

Persönliche Geschichten für eine romantische und individuelle Traurede

Dieses Gespräch dauert dann verständlicherweise schon etwas länger. Ich setze hierzu immer 120 Minuten an, damit wir keinen Stress haben. Gerne komme ich dazu auch zum Brautpaar nach Hause, da das Paar sich dann in der gewohnten Atmosphäre befindet und es somit einfacher wird, die persönlichen Dinge zu besprechen. Denn das Wichtigste sind die Geschichten des Brautpaares, die ich für die Rede benötige.

Das Herzstück der freien Trauung ist also die Traurede. Was genau wollen Sie denn vom Brautpaar alles wissen?

Es gibt verschiedenstes. Das Gespräch und auch die Themen sind abhängig von der Gesprächsführung und davon, was das Brautpaar alles zu erzählen hat. Als groben Rahmen nehme ich mir immer folgende Themen:

  • Zusammenkommen,
  • lustige Momente,
  • romantische Momente,
  • Urlaube,
  • Gemeinsamkeiten,
  • Hochzeitsantrag
  • und ein Überraschungsthema, das ich mir im Vorfeld einfallen lasse :-)

Die Themen erhält das Brautpaar jedoch schon beim ersten Treffen, dem Kennenlerngespräch, und kann sich dann bis zum zweiten Gespräch schon Gedanken darüber machen. Denn seien wir mal ehrlich: Fällt einem noch alles, was ich aufgezählt habe, nach oft mehreren Jahren Beziehung spontan aus dem Kopf ein?

Interviewen Sie das Brautpaar dafür immer zusammen, oder sprechen Sie auch mit jedem einzelnen, also getrennt voneinander?

Um es dem Brautpaar und mir einfacher zu machen, spreche ich die oben genannten Themen gemeinsam durch. Hier kann das Paar sich gut ergänzen und wieder neue Themen und Geschichten finden, die sie mit mir teilen möchten.

Bei dem Überraschungsthema, was meist sehr persönlich ist, stelle ich es dem Brautpaar frei, ob der „Andere“ mithören darf oder nicht. Wenn man will, wird dieses Thema also für die Braut oder den Bräutigam eine schöne Überraschung am Hochzeitstag.

Natürlich kann das Brautpaar auch getrennt voneinander mit mir über alle Themen sprechen. Dies ist aus der Erfahrung meist für den Mann nicht so einfach. Deswegen empfehle ich, dass beide gemeinsam mit mir sprechen. :-)

Welche anderen Punkte gehören denn noch alle zur Vorbereitung der freien Trauung dazu?

Neben den Gesprächen, die ich führe, gibt es noch eine Vielzahl an Vorbereitungen. Dazu gehört natürlich die Erstellung der Rede, die die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Ich möchte das Beste und Humorvollste aus meinem Mitschriften herausholen. Daher wird meist der erste Entwurf ein paar Mal verändert, bis ich selbst so zufrieden bin, dass ich die Rede gerne vor Publikum präsentiere.

Und es sind immer die Kleinigkeiten, die eine Trauung ausmachen: Manchmal muss ich mich speziell auf Bräuche vorbereiten, denn selbst ich lerne immer wieder etwas dazu. Einige dieser Bräuche brauchen z.B. Material oder Accessoires, die ich stellen kann.

Für den reibungslosen Ablauf werden die Lieder, sofern gewünscht, auf ein Tablet gespielt, sodass man diese bei der Trauung abspielen kann. Mein Tontechniker, den ich immer dabei habe, wird hierzu gebrieft - manchmal aber auch ein Chor, sodass dieser weiß, wann welches Lied gespielt werden soll.

Traurede mit dem gewissen Extra

Außerdem kommen noch meine zwei Highlights dazu:

Jedes Brautpaar erhält ein handgesiegeltes Ehezeugnis von mir. Dieses braucht auch seine Vorbereitungszeit. Hier wird das Brautpaar mit den Trauzeugen nach dem „Ja-Wort“ unterschreiben und erhält somit ein schönes Andenken an diesen besonderen Tag.

Dazu kommt noch das Hochzeitspräsent - was es ist, wird nicht verraten. Es steckt aber viel Handarbeit und auch Zeit drin. :-)