UND WOFÜR BRAUCHE ICH DEN EIGENTLICH? IM INTERVIEW: KATRIN GLASER VON "SAGT JA"

 
Katrin Glaser (2. v. links) mit ihrem Team; Bild: Hanna Witte
 
 

Katrin, stell dich und deine Agentur doch mal kurz vor.
Ich bin Katrin Glaser, Inhaberin von Sagt Ja, einer Agentur für Hochzeitsplanung. Sagt Ja ist mittlerweile 13 Jahre alt. Wir sitzen in Köln und planen Hochzeiten im Großraum NRW, das heißt in Köln, Bonn, Düsseldorf, aber gerne auch am Niederrhein, an der Grenze zu Holland, im Koblenzer Raum, im tiefsten Bergischen oder der Eifel – eigentlich überall da, was bis rd. 200 km um Köln erreichbar ist. Wenn gewünscht natürlich auch weiter weg, wir waren auch schon in Berlin, Bamberg und Stuttgart…und auf die Seychellen würden wir auch gerne mal fliegen ;-)

13 Jahre sind ja eine ganz schön lange Zeit. Damit seid ihr glaube ich die längste Agentur, die es hier im Kölner Raum gibt, oder?
Ja, ich glaube sogar in ganz Westdeutschland. Als wir vor 13 Jahren mit Sagt Ja gestartet sind, gab es meines Wissens nur noch Frank Matthée alias Froonck in Berlin.

 
Katrin Glaser in ihrem Kölner Büro; Bilder: Hanna Witte
 
 

Wie hat sich denn aus deiner Sicht der Hochzeitsmarkt in den letzten 13 Jahren verändert? Vergleich doch mal deine ersten Hochzeiten vor 13 Jahren mit aktuellen Hochzeiten. Was ist anders?
Als allererstes die viel längere Vorlaufzeit. Vor 13 Jahren haben die Paare in der Regel ein halbes Jahr vorher mit der Planung begonnen. Meist waren die Heiratsanträge an Weihnachten und Neujahr und dann wurde im folgenden Sommer geheiratet. Das war damals von der Vorlaufzeit auch völlig ausreichend, die Locations hatten noch Platz, die Dienstleister noch Zeit.
Im Laufe der Jahre hat sich der Hochzeitsmarkt, auch dank Internetblogs, Foren und Magazinen stark weiterentwickelt. Paare erhalten viel mehr Input, wie man eine Hochzeit gestalten kann. Dadurch ist alles viel komplexer und individueller geworden. Wir haben natürlich mit zu dieser Entwicklung beigetragen, schließlich steht bei uns auf der Stirn „individuelle Hochzeitsplanung“ und wir bieten keine vorgefertigten Pakete an, sondern entwickeln immer individuelle Konzepte für jeden einzelnen Kunden. Durch den höheren Anspruch der Kunden und auch unsere Detailverliebtheit ist die Vorlaufzeit immer länger geworden – dadurch hat sich die Intensität unserer Arbeit verzehnfacht.

Das heißt, dass sich im Laufe der Jahre auch deine Arbeit bzw. die Aufgabenstellung, die an dich herangetragen wird, verändert hat?
Absolut. Als wir vor 13 Jahren angefangen haben, haben wir uns in erster Linie um die Auswahl von guten und verlässlichen Dienstleister für das Brautpaar gekümmert und waren natürlich auch am Hochzeitstag begleitend dabei. Aber komplette Konzeptentwicklungen, angefangen von der Spiegelung der individuellen Situation des Paares bis hin zur Gestaltung aller Details, wie wir es heute immer machen, das waren früher wirklich Ausnahmefälle und sind heute Standard bei Sagt Ja.

 
Umsetzung eines Hochzeitskonzepts durch Sagt Ja; Bilder: TALI photography
 
 

Findest du es gut, wie sich der Markt in den letzten Jahren gewandelt hat?
Ja und Nein. Mir gefällt diese Form der Individualität, die man jetzt zumindest bei unseren Hochzeiten wirklich überall finden kann und die jede Feier unverwechselbar macht. Auf der anderen Seite merke ich, dass immer mehr Paare in einen regelrechten Wahn verfallen. Sie glauben, ein Motto ist ein Muss für jede Hochzeit.  Dabei kann man auch ohne festes Thema ein schönes Fest feiern. Der Druck, dem viele Paare da unterliegen, ist teilweise enorm und er nimmt leider ganz oft auch eine große Portion Vorfreude.
Das Hauptproblem bei der heutigen Hochzeitsplanung liegt in meinen Augen aber in der langen Vorlaufzeit. Im Schnitt kommen die Paare eineinhalb Jahre vorher zu uns, manchmal sind es auch zwei. Eigentlich ein zu langer Zeitraum, um sich mit der eigenen Hochzeit auseinanderzusetzen. Es ist ganz natürlich, dass sich in einer so langen Zeit auch die eigenen Wünsche weiterentwickeln. Wünsche verändern sich und Konzepte, die eigentlich schon beschlossen waren, werden wieder über Bord geworfen. Da gibt es auf einmal neue Sachen, die es vor einem Jahr auf dem Markt noch nicht gab und prompt hat das Brautpaar das Gefühl, das das schon Ausgewählte auf einmal out ist. Ich werte das gar nicht, das ist ein ganz normaler Prozess, der die Hochzeitsplanung jedoch viel aufwändiger und anstrengender macht. Sowohl für uns als auch für die Paare.

Was wäre denn eine optimale Planungszeit?
Wenn wir das jetzt mal nur auf die Erstellung und Umsetzung eines Konzeptes sehen, dann wäre für mich ein dreiviertel Jahr optimal. Das reicht, um sich Dinge anzusehen, diese im Detail auszuarbeiten, Entscheidungen zu treffen und dann kann es auch losgehen. Allerdings möchte man ja auch eine schöne Location haben, einen guten DJ und viele weitere Dienstleister mehr. Und hier reicht ein dreiviertel Jahr dann leider nicht mehr aus, weil – bis auf wenige glückliche Ausnahmefälle – die Wunsch-Dienstleister dann schon ausgebucht sind.

Wie schaffst du es als Hochzeitsplanerin, Brautpaare gut durch die Herausforderung des langen Planungsprozesses zu bringen?
Ich schaue mir genau an, was sich das Paar wünscht. Ich lasse mir viel von den beiden erzählen, wer sie sind, wo sie hinwollen und was ihnen wirklich gefällt. Meistens schaue ich mir dann ihre Inspirationsboards, z.B. bei Pinterest an, auf denen die Paare ihre Wünsche und Ideen gesammelt haben. Und dann ist es meine Aufgabe, aus den teilweise hundert Bildern zu selektieren, zu schauen, was wirklich zusammen passt. Ich helfe den Paaren, einen Filter anzuwenden und in die teilweise unterschiedlichen Stile, die die Bilder hergeben, einen roten Faden zu bringen. Ich konzentriere mich auf das, was das Paar wirklich will. Weniger ist da eigentlich immer mehr.
Da viele Bilder auf Pinterest aus Amerika stammen, wo das Hochzeitsbudget in der Regel um ein vielfaches höher ist als bei uns, sensibilisiere ich Paare ganz oft auch für Preise. Hat ein Paar ein Deko-Budget von z.B. 1.500 €, zeigt mir aber ein Bild, auf dem alleine die Deko für einen Tisch das gesamte Budget verschlingen würde, ist es meine Aufgabe, einen Gegenvorschlag zu erarbeiten. Ich schaue mir Wirkung und Stil der Dekoration an und übertrage diese in eine andere, bezahlbare Form. Ich verstehe mich als Entwicklungshelferin, immer mit dem Ziel, die Wünsche des Brautpaares mit realistischen Mitteln umzusetzen.

 
Umsetzung eines Hochzeitskonzepts durch Sagt Ja; Bilder: Hanna Witte
 
 

Denken wir doch mal 5 Jahre weiter. Welche Wünsche hast du an den Hochzeitsmarkt?
Ich würde mir wünschen, dass es sich wieder etwas entspannt. Dass sich die Paare ein bisschen darauf zurückbesinnen, dass eine Hochzeit ein Liebes-Fest ist, dass es nur um die beiden geht und dass es dazu prinzipiell eigentlich nicht viel mehr braucht. Nur die zwei, die „Ja“ zueinander sagen und alle freuen sich mit. Alles andere sind schöne Dinge, die man machen kann, aber nicht machen muss.
Natürlich bin ich Teil dieses Kultes, das ist mir klar, schließlich habe ich zur Entwicklung in den letzten 13 Jahren mit all meiner Detailverliebtheit und auch meiner Arbeit im Rahmen meines Labels rhein-weiss beigetragen – und davon lasse ich auch nicht ab. Natürlich liebe ich schöne Konzepte, gerade diese kleinen Sachen sind es, die eine Hochzeit charmant machen. Aber ich würde mir wünschen, dass ein Paar die Bilder, die es sammelt, als Inspiration und Richtung ansieht. Sich dann aber zurücklehnt und es auf seine Art und Weise umsetzt. Die ist dann vielleicht nicht so laut, glamourös und teuer, wie auf den Bildern, dafür aber relaxter und spiegelt mehr das Paar selbst wieder.

 
Umsetzung eines Hochzeitskonzepts durch Sagt Ja; Bilder: Doreen Kühr
 
 

Hochzeitsplanung ohne Hochzeitsplaner – was sagst du dazu?
Ich bin der großen Überzeugung, dass man, wenn man sich ein großes, komplexes Hochzeitsfest wünscht, bei dem man sich selbst 1:1 wiederfindet, an einer professionellen Unterstützung nicht vorbei kommt. Tut man es doch, kommt man nicht drum herum, seine Familie und Freunde einzuspannen, und diese sowohl im Vorfeld als auch am Tag selbst völlig zu überlasten. Als Brautpaar wird man sich dann am Hochzeitstag auch nicht wirklich zurücklehnen können…und ein Brautpaar, was seinen Tag genießt, loslässt und einfach nur feiert ist für mich das A und O – sozusagen das Ergebnis einer perfekten Planungszeit.
Nicht nur bei der Entwicklung und Umsetzung des Hochzeitskonzepts, über das wir eben gesprochen haben, auch bei der Auswahl und Auslese der Dienstleister sollte man auf einen Profi vertrauen. Wenn ein Brautpaar anfängt nach Dienstleistern zu googlen, kann es eigentlich nicht annähernd einschätzen, wer was leisten kann und ist ziemlich schnell verloren. Ganz oft stimmen Website und Realität leider überhaupt nicht überein. Wer genau kann die Deko im Rahmen unseres Budgets umsetzen? Wer macht denn die Musik, die wir uns vorstellen, die aber vielleicht nicht Mainstream ist? Wer entwickelt uns eine Papeterie-Linie in unserem ganz eigenen Style und druckt auf unser Wunschpapier? Nur Erfahrungswerte können Brautpaaren da wirklich weiterhelfen….und da kommt der Hochzeitsplaner wieder ins Spiel. Nach 13 Jahren weiß ich ganz genau, wer den Wunsch des Kunden 1:1 bedienen kann und wen ich vielleicht lieber für eine andere Hochzeit anfrage. Das können eigentlich nur wir Profis leisten.

Zum Schluss noch ein Tipp von dir an alle Brautpaare da draußen…
Geht weg von einer Inszenierung und einer Performance und macht euch auf den Weg zu „eurer Party“. Habt ihr mit eurem Bauchgefühl eine Entscheidung getroffen, dann ist sie sicherlich gut und passend. Neue Möglichkeiten, die sich auftun, müssen nicht unbedingt besser sein. Macht euch frei von dem Druck, immer etwas Neues haben zu wollen, etwas, dass eure Freunde noch nicht gesehen haben – dieser Druck nimmt euch die innere Freiheit, die aber zu einem authentischen Liebesfest dazu gehört, und damit auch die so kostbare Vorfreude auf euren großen Tag!


Ich glaube, dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Vielen Dank, liebe Katrin, für das nette Beisammensein mit dir und dass du uns Rede und Antwort gestanden hast.

www.sagt-ja.de

 

 
Umsetzung eines Hochzeitskonzepts durch Sagt Ja; Bilder: Doreen Kühr
 
 
 

 

Autorin:
Ich bin Bärbel. Hochzeitsplanerin aus Köln. Ihr wollt mehr über mich erfahren?
Hier im Blog gebe ich euch Tipps rund um das Thema Hochzeit und Hochzeitsplanung.
Dabei richte ich mich vor allem an Paare, die ihre Hochzeit in Köln, Bonn, Düsseldorf oder Umgebung feiern möchten. Ihr habt Fragen, Wünsche, Anregungen oder Kritik?
Ich freue mich auf eure Email an mail(at)frauimmer-herrewig.de.