Der heutige Gastbeitrag der Düsseldorfer Traurednerin Brigitte Schröder gibt uns Einblick in die vielfältigen Möglichkeiten und Freiheiten, die eine Freie Trauung bereithält.

Denn die freie Trauung ermöglicht es uns, die Liebe in all ihren individuellen Formen zu feiern – eben genau so, wie man es sich wünscht, unabhängig und frei von kirchlichen oder standesamtlichen Normen und Traditionen. Brigitte Schröder hat sich mit feiert die liebe als freie Rednerin selbstständig gemacht und schon vielfältige Hochzeitspaare an ihrem einzigartigen Hochzeitstag begleiten und trauen dürfen. Die Fotos stammen von der Hochzeit von Josi und Ricardo. Die zwei gaben sich in Portugal das Ja-Wort und wurden dabei von Traurednerin Brigitte Schröder begleitet.

Freie Trauungen als Reaktion auf die gesellschaftlichen Veränderungen

In der heutigen Gesellschaft, die mittlerweile ohne feste Zuordnungen (wie z.B. Stand oder Klasse) auskommt, ist die Individualisierung ein starkes Thema. Individuelle Identitäts- und Sinnfindung sowie die Abwendung von Fremdbestimmtheit zugunsten von Selbstbestimmung sind Tendenzen der postmodernen Gesellschaft. Bei gleichzeitiger Unzufriedenheit mit der fehlenden Realitätsnähe kirchlicher Themen, wachsender Unzufriedenheit innerhalb der Gesellschaft darüber und sich immer stärker vermischender Kulturkreise, ist es nicht verwunderlich, dass sich Traditionen verändern und sich neue Rituale und Systeme innerhalb der Gesellschaft entwickeln.

Die Freie Trauung als Ausdruck der eigenen Identität und Liebe

So hat sich in den letzten zehn, zwanzig Jahren in der westlichen Gesellschaft die Art zu heiraten sehr verändert. War es im 20. Jahrhundert noch Usus, die standesamtliche Eheschließung mit einer kirchlichen Hochzeit zu kombinieren, so ist man im 21. Jh. wesentlich freier im Umgang mit der Hochzeitszeremonie. Was zunächst als ein Trend bei einigen Brautpaaren begann, die sogenannte Freie Trauung, hat sich mittlerweile durch ihr hohes Maß an individuellen Gestaltungsmöglichkeiten und weniger standardisierten Abläufen als alternative Hochzeitszeremonie fest etabliert. Der Gestaltungsspielraum reicht dabei von festlich, klassisch und elegant über eher locker, unverkrampft und fröhlich bis hin zu ganz ausgefallenen Zeremonien, die unter einem besonderen Motto stehen oder sich durch besondere Rituale auszeichnen. Hier sind der Kreativität wenig Grenzen gesetzt – wichtig ist, dass das jeweilige Brautpaar sich in der Zeremonie wiederfindet und die Freie Trauung zur Feier ihrer individuellen Liebe wird.

Die Rolle des Trauredners

Hier kommt die Persönlichkeit des Trauredners ins Spiel, die die Hochzeitzeremonie maßgeblich prägt. Deswegen ist es so wichtig, dass das Brautpaar und der/die Trauredner/in gut zusammenpassen, ein ähnliches Wertesystem und Vorstellungen haben, ähnlich wie bei einer guten Freundin. Wer sich als Trauredner/in betätigt, erfährt viel über das Brautpaar, hört wunderschöne Liebesgeschichten, erfährt aber auch von Schicksalsschlägen und schaut hinter die Kulissen. Da ist gegenseitiges Vertrauen Voraussetzung.

Freie Trauung als Alternative zur kirchlichen Trauung

Es gibt viele Möglichkeiten, die eine Freie Trauung zur Zeremonie der Wahl machen. Oft sind es Paare, die in jungen Jahren heiraten und eine Ergänzung zur sachlichen standesamtlichen Trauung suchen, die besser in ihre Lebensgestaltung und zu ihren Charakteren passt als eine kirchliche Trauung. Beide, die kirchliche wie auch die Freie Trauung, haben keine rechtliche Relevanz und benötigen zusätzlich zur Erfüllung des gesetzlichen Parts auch das standesamtliche Ja-Wort.

Ein Fest der Liebe und Individualität

Aber eine Freie Trauung kann auch als reines Fest der Liebe gefeiert werden, zur Auffrischung und Erneuerung des Ja-Wortes nach vielen gemeinsamen Ehejahren oder wenn ein rechtliches Eheverhältnis nicht angestrebt wird. Manches Paar hat nach einigen turbulenten gemeinsam verbrachten Jahren das Gefühl, dass es an der Zeit ist, sich gegenseitig mit einem erneuten Ja-Wort ihre Liebe noch einmal zu bestätigen, vor den besten Freunden und der Familie oder nur zu zweit an ihrem Sehnsuchtsort. Vielleicht findet die Zeremonie aber auch genau an dem Ort statt, wo vor Jahren das erste Eheversprechen gegeben wurde, vor genau den Menschen, die auch damals schon dabei waren, nur, dass jetzt alle etwas reifer sind, der Freundeskreis um das ein oder andere liebe Gesicht ergänzt ist und die Kinder mit dabei sind.

Eine Freie Trauung kann über unterschiedliche Religionen und/oder Kulturen hinweg verbinden, gleichgeschlechtliche Paare trauen, mit ganz jungen Paaren den Start in ein gemeinsames Familienleben feiern, die festliche, romantische Ergänzung zum Standesamt sein, reifere Patchwork-Konstellationen miteinander verbinden, Kinder und Freunde mit einbeziehen, ein reines Liebesversprechen ohne weiteren Trauschein sein oder auch Paare trauen, die zum zweiten Mal heiraten und sich nach einer feierlichen, gefühlvollen Zeremonie sehnen, die kirchlich oft nicht mehr möglich ist. 

Die Freie Trauung: Freiheit von Konventionen, Traditionen und Zwängen

Auch ist es heute nicht unüblich, dass ein Paar schon ein oder mehrere Kinder hat und erst danach heiratet oder zuerst nur die standesamtliche Hochzeit erfolgt und die Freie Trauung gefeiert wird, nachdem die Kinder zur Welt gekommen sind. So können die Kinder mit einbezogen und das „Wir-Gefühl“ als Familie gestärkt werden. Da sind auch eher ungewöhnliche symbolische Verhaltensweisen möglich: Muss denn immer die Braut vom Vater zum Trautisch geführt werden oder können es nicht auch die erwachsenen Töchter sein, die ihren Vater auf dem Weg zu seiner neuen Liebe begleiten? Das Leben selbst bietet so viele Möglichkeiten, denn es läuft ja nicht immer stringent und logisch in einer ganz bestimmten Reihenfolge ab. Die Freie Trauzeremonie ist frei von Konventionen und Zwängen. Sie erlaubt uns, diesen individuellen Wegen zu folgen, ihnen zu entsprechen und sie zu feiern. Sozusagen von Lebenserfahrung für Lebenserfahrung.

Auch was die Ortswahl angeht, gibt es die unterschiedlichsten Möglichkeiten: ein liebevoll dekorierter Garten im eigenen oder elterlichen Zuhause, ein Lieblings- oder Sehnsuchtsort, das Restaurant, in dem man sich kennengelernt hat, an einem schönen Strand, vor romantischer Landschaftskulisse, in einem alten Rittergut, einem schönen Schloss, auf der Lieblingsinsel, im Fußballstadion uvm. So vielfältig wie die Orte, an denen man sich das Eheversprechen geben kann, so zahlreich sind die Variationen, was die Kleiderordnung angeht. Auch diese ist so individuell wie die Brautleute, Vorschriften gibt es keine. Ob klassisch im weißen, langen Kleid oder farbig, locker, in Jeans, Anzug oder Chino, in Tracht, im Trikot des Lieblingsvereins (eine Kollegin von mir hat schon mal im BVB-Trikot eine Freie Trauung im Stadion gehalten) – auch die Kleidung trägt zur ganz eigenen Atmosphäre der Hochzeit bei.

Eure Hochzeit, meine Kreativität – es entsteht eine Zeremonie, die Ihr mit den Herzen erinnert.